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VertrauensSache

"Deinen Optimismus hätte ich gerne! " Diese Menschen kennt jeder: Pfeift der Schiri beim Stand von 2:1 in der 90. einen Elfer für den Gegner, glauben sie noch an einen Sieg. Ist der Zug verspätet, sind sie trotzdem sicher, dass der Anschlusszug noch auf sie warten wird. Und nicht selten behalten sie am Ende recht!

 

Woher kommt es, dass manche Menschen ein scheinbar unerschüttliches Vertrauen in die Dinge besitzen und mit einer außergewöhnlichen Portion Optimismus ausgestatt sind? Liegt es ggfs. am Urvertrauen?

 

Unter Urvertrauen versteht man ein grundlegendes Vertrauen in andere Menschen und in sich selbst. Urvertrauen ist demnach die Grundlage dafür, dass wir Beziehungen zu anderen Menschen eingehen können: ihnen etwa Haus und Hof überlassen, wenn wir verreisen oder ihnen unsere Sorgen anvertrauen. Weil wir ein Urvertrauen in uns tragen, zweifeln wir nicht daran, dass unsere Mitmenschen uns wohlgesonnen sind und dass wir uns auf sie verlassen können. Urvertrauen ist somit eine wichtige Säule für ein soziales Leben. Nun erleben wir im Alltag aber, dass uns dieses Urvertrauen nicht einfach so - praktisch aus dem Nichts - in die Hände gefallen ist. Nicht jeder geht gern und schnell Freundschaften ein, nicht jeder mag Nähe. Doch: Woran liegt es, dass der eine mehr, der andere weniger vertrauen kann?

 

Der Grundstein für die Entwicklung des Urvertrauens wird im ersten Lebensjahr gelegt. Schon in den ersten Lebenswochen entscheidet sich wohin die Reise geht: Entwickelt sich ein Vertrauen oder prägen Unsicherheiten den Charakter des Kindes und des späteren Erwachsenen? Eine sehr wichtige Rolle hierbei spielen hierbei die Eltern. Der Grund liegt auf der Hand: Ein Baby ist von der Fürsorge der Eltern abhängig. Die kalte, helle Welt in die es bei der Geburt hinausgestoßen wird, ist ihm fremd. Es sucht Geborgenheit und muss sich zurechtfinden. Für das Baby stellt die Bezugsperson zunächst die ganze Welt dar.

 

Es sind die Menschen auf die das Baby sich verlassen kann und das in einer Regelmäßigkeit, die sich in dem kleinen Menschen verankert. Ein Zuviel an Aufmerksamkeit und Liebe gibt es nicht! Eltern brauchen hier keine Angst davor zu haben, dass sie ihr Kind im ersten Lebensjahr zu sehr verwöhnen könnten. Aussagen wie "Lass es schreiben, Du verwöhnst es zu sehr" sind aus entwicklungspsychologischer Perspektive einfach Unsinn.

 

Bedürfnisorientiert für einen kleinen Menschen da zu sein, ist somit das Wertvollste, das Eltern ihrem Kind mit auf den Weg geben können. Große Geschenke, teure Urlaub, etc. sind wertlos gegen bedingungslose Elternliebe, denn von ihr profitieren wir - ein Leben lang!

 

Hinweis: Veröffentlichen des Textes und von dessen Auszügen nur mit Erlaubnis der Autorin.

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